Presentations of Professor Holger Magel as FIG Vice President

 

200-Jahr Feier der Bayerischen Vermessungsverwaltung
am 20. Juni 2001 im Cuvilliés-Theater, München, Deutschland

Grusswort

von FIG-Vizepräsident Prof. Dr. Holger Magel

Herr Staatsminister, hohe Festversammlung,

es kommt nicht allzu oft vor, daß der Vertreter der immerhin auch schon 123 Jahre alten Fédération Internationale des Géomètres (FIG) einer noch viel älteren fachverwandten Einrichtung, in diesem Fall der jubilierenden Bayerischen Vermessungsverwaltung, zu einem 200-jährigen Geburtstag gratulieren kann, es kam bisher auch nicht allzu oft vor, daß der Vertreter einer Nichtregierungsorganisation bei einem hochoffiziellen staatlichen Festakt um ein Grußwort gebeten wurde, und — als dritte Besonderheit — es kam und kommt wohl nur alle Jubeljahre vor, daß dieser Vertreter eines Weltverbandes nicht nur ein Deutscher, sondern sogar ein waschechter Bayer ist, der überdies mit der geschichtlichen Muttermilch der bayerischen Vermessungsgeschichte aufgezogen und mit den hoheitlichen Insignien der amtlichen bayerischen Vermessungsbefugnis ausgestattet wurde.

Allein daraus mögen Sie ersehen, daß ich zunächst sehr persönlich Anlaß genug habe, mitzufeiern, zu gratulieren und stolz auf das Erreichte zu sein, aber daß ich auch aus Sicht des Weltverbandes mit seinen rund einhundert Mitgliedsverbänden mit Genugtuung und Freude registriere, welch hohen Stellenwert das Vermessungswesen in Bayern bei Politik, Staat und Gesellschaft einnimmt. Dies global zu erreichen ist ja auch ein ausgesprochenes Ziel der FIG, die dies durch vielfältige Aktivitäten, z. B. durch eine immer engere Kooperation mit den UN-Behörden und der Weltbank anstrebt. Bei den großen RIO +10 und ISTANBUL + 5 Folgekonferenzen etc. wollen und wollten wir den Beitrag der Vermessungsingenieure zur 'Building a better world' verdeutlichen. Die FIG baut dabei auf die imponierende Berufsvielfalt und die hohen Fachkompetenzen in ihren Mitgliedsländern und -verbänden, vor allem auch auf deren Wandlungsfähigkeit und Anpassungsbereitschaft in einer 'changing world'. Das Motto der diesjährigen FIG-Working Week in Seoul/Südkorea 'New Technologies in a new century' hätte ebenso aus Bayern kommen bzw. für Bayern gelten können wie das Thema des von der FIG mitgestalteten Habitat-Professionals Forums i. R. des UN Sondergipfels ISTANBUL + 5 in New York vor zwei Wochen. Es lautete 'Secure Tenure – Sicheres Eigentum'. Dies zu garantieren ist in Bayern ebenso ein Thema wie z. B. die beiden anderen globalen Megathemen „Nachhaltige Entwicklung" und „Good governance" mit den Aspekten 'democracy', 'subsidiarity', 'efficiency', 'accountability' und 'participation in a civil society'. Gerade Vermessungsingenieure, auch jene in Bayern und hier besonders die Bayerische Vermessungsverwaltung als Garant nicht nur sicherer und exakter Eigentumsnachweise sondern auch stets aktueller Geodaten als unentbehrlicher Informations- und Entscheidungsgrundlagen in einem immer dichter besiedelten Land, können und müssen sich hier sichtbar positionieren und engagieren.

Ist das überhaupt noch eine neue Botschaft? Eigentlich nicht, denn im selben Maße wie Bayern zur Weltregion im Globalisierungswettbewerb aufsteigen will, müssen sich auch Bayerns Verwaltungen und Berufe zu Mitspielern in diesem sich stets wandelnden Markt entwickeln. Dies merken wir z. Zt. bereits sehr deutlich am Experiment Erweiterung der Europäischen Union, das noch größere Experiment, nämlich das, wie Peter Sloterdijk es einmal ausdrückte, „Weltexperiment des Kapitals", die Globalisierung, folgt. Da ist es sicherlich von Vorteil, wenn Bayern engen Kontakt mit den Entwicklungen auf der Welt hält und sich zugleich im Sinne von 'best practice'- Vergleichen prüft und fit macht. Die FIG repräsentiert auf dem Gebiet des Vermessungswesens viele Tausende von Praktikern, Wissenschaftlern und Vertretern aus Wirtschaft und Industrie mit einer großen Bandbreite von freiberuflichen Ingenieuren über Hochschullehrer und Forscher bis hin zu den städtischen und ländlichen Planern, Wertermittlern und Bodenordnern, gleich ob in staatlichen und kommunalen Verwaltungen oder Büros — Hydrographen mit inbegriffen. Es ist eigentlich wie in Bayern. Auch Hydrographen, werden Sie sich nun erstaunt fragen? Selbst hier, verehrter Herr Minister, ließe sich angesichts Ihrer Oberhoheit nicht nur über schöne Gärten, Schlösser und Residenzen, sondern auch über die bayerischen Seen und „Meeresflotten" vielleicht noch ein Bedarf ausmachen und entsprechender Nachwuchs rekrutieren.

Diese stolze Berufsbreite und Kompetenzen in unseren Mitgliedsverbänden lassen sich nur erhalten, wenn in deren Ländern wichtige Prinzipien von good governance, und ich meine sogar, wichtige Überlebensprinzipien von Staat und Gesellschaft eingehalten werden, nämlich

  1. Eine faire Balance zwischen staatlichen und nichtstaatlichen Tätigkeiten und Berufen zu halten bzw. zu schaffen, wobei hier ausdrücklich gilt, daß nur starke und keineswegs ausgeblutete oder zu stark abgemagerte Verwaltungen auch gut für den freien Beruf sind.
  2. Allergrößten Schwerpunkt auf eine ausgezeichnete Hochschul- und Berufsausbildung an dazu entsprechend befähigten Hochschulen und Einrichtungen zu legen mit nachfolgender beruflicher Fürsorge für die abgehenden Absolventen. Gerade Ihnen als Hochschullehrer, Herr Minister, ist dieser Aspekt sicherlich ein persönliches Anliegen ebenso wie wohl
  3. eine lebendige Dialog- und gegenseitige Lernbereitschaft zwischen Politik und Berufsvertretern einerseits sowie zwischen Verwaltungen und Wissenschaft andererseits zu pflegen mit dem Ziel, die gesellschaftspolitische Stellung des Berufes und seine wissenschaftlich-fachlichen Grundlagen zu stärken bzw. weiterzuentwickeln.

Die Welt verändert sich tagtäglich — dies ist die Erkenntnis, die die Bayerische Staatsregierung bewegt und antreibt und die sie an Bevölkerung, Wirtschaft und Verwaltungen weitergibt. Die Verwaltungen müssen an der Spitze des Fortschrittes marschieren — die Bayerische Vermessungsverwaltung hat dies bisher vorzüglich geschafft. Trends und Veränderungen müssen von ihr auch künftig rechtzeitig erkannt und möglichst selbst gestaltet werden. Es geht um die Aufgabe 'shaping the change'. Es ist eine ebenso bezeichnende wie schöne Koinzidenz, daß sich das deutsche FIG-Präsidium dieses Motto zum Leitbild seiner vierjährigen Amtszeit 2003 bis 2006 gewählt hat. Ich habe, verehrter Herr Minister, allen Grund Ihnen und Ihrer Fachabteilung mit Ihrem Chef Prof. Frankenberger heute schon dafür zu danken, daß die Bayerische Vermessungsverwaltung den ausrichtenden Deutschen Verein für Vermessungswesen, unser deutsches FIG-Mitglied, bei der Organisation des FIG-Weltkongresses 2006 hier in München unterstützt und hierzu sogar den Kongreßdirektor stellt. Auf diese Weise wird besonders augenfällig, daß die Bayerische Vermessungsverwaltung wie sonstige geodätisch geprägte Fachverwaltungen und Institutionen in Bayern auch nicht nur der Heimat dient, sondern auch dieser „einen Welt". Die Bayerische Vermessungsverwaltung zeigt auf dem Weg in ihr 3. Lebensjahrhundert deutlich Flagge! Auch die FIG will, unterstützt durch solch vorbildlichen Geist in den Mitgliedsländern, deutlich Flagge zeigen. Möge dieses FIG-Banner, das ich Ihnen, Herr Minister, als kleinen Gruß überreiche, ein gutes Omen für die gemeinsamen Jahre bis 2006 sein.

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Univ. Prof. Dr-Ing. Holger Magel
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